1970..

Wir blicken zurück ins Jahr 1970, der Regen ist sauer, die Luft voll Schwefel und Blei, die Atomindustrie hat keine Entsorgungsprobleme, denn der Atommüll wird einfach fassweise vom Schiff ins Meer geworfen. Auch am Oberrhein werden industrielle Abwässer oft ungeklärt in Bäche und Flüsse geleitet, die Wutach im Schwarzwald gilt wegen der Abwässer einer Papierfabrik als massiv verschmutzt, das Gesundheitsministerium warnt ausdrücklich davor, im Rhein zu baden. Der saure Regen schädigt die Wälder, ein neuer Begriff entsteht und geht als "le Waldsterben" sogar in die französische Sprache ein.

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Langsam wachsen in der Gesellschaft Zweifel, ob immer mehr Technik und Luxus, so angenehm diese Errungenschaften auch sind, nicht auf der anderen Seite unsere Natur und damit auch unsere Lebensgrundlage zerstören. So auch im Jahresrückblick 1970 der Tagesschau zur Weltausstellung in Japan: "... das Gleichgewicht der Natur ist gestört. Das Chaos droht nicht mit Blitz und Donner, es nähert sich leise, aber mit großen Schritten."

In diesem Kontext gründet sich im November 1970 der Verein Aktion Umweltschutz e.V. dessen satzungsgemäßes Ziel es ist, "Umweltprobleme zu bearbeiten, die Bevölkerung darüber zu informieren und notwendige Gegenmaßnahmen anzuregen". Aus diesem Aktion Umweltschutz e.V. ging später der BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein hervor, der seitdem bunt aber hartnäckig gegen die bekannten und unbekannten Umweltrisiken der Region ankämpft: gegen das damals schon Atomstrom und -Müll produzierende Kernkraftwerk Fessenheim und die weiteren geplanten Atomkraftwerke in Wyhl, Gerstheim und Kaiseraugst, gegen Waldsterben und Artensterben, gegen Gentechnik in der Landwirtschaft und die Versalzung des Grundwassers, aber auch für erneuerbare Energie, für saubere Luft, für menschenverträgliche Mobilität und für den Erhalt der wertvollen Restnatur im Schwarzwald und am Oberrhein.

1974: Bauplatzbesetzung Bleichemiewerk Marckolsheim...

Marckolsheim, Elsass. Ein deutscher Konzern, die CWM (Chemische Werke München), machte sich die Grenzlage zunutze und wollte in Frankreich, direkt an der Grenze, ein Bleichemiewerk für die Herstellung von 800 Tonnen Bleioxid pro Monat bauen. Von giftigen Abgasen und Bleistaub wäre die Bevölkerung auf beiden Rheinseiten betroffen gewesen. Am 20.September 1974 wurde der Bauplatz für das Bleichemiewerk von hunderten Bürgern besetzt. Zuvor und danach fanden zahlreiche Demonstrationen sowohl auf französischer als auch deutscher Seite des Rheins statt, viele davon zusätzlich mit Bezug auf das geplante Atomkraftwerk in Wyhl.

Am 25. Februar 1975 kam dann der Erfolg.
Die französische Regierung untersagt der deutschen Firma CWM offiziell die Errichtung der Bleifabrik in Marckolsheim. Mit dem Wissen, dass illegale Bauplatzbesetzungen zu Erfolgen führen können, konzentriert sich der Protest gegen das wenige Kilometer entfernte AKW-Bauprojekt im Wyhler Wald. Doch das ist eine andere Geschichte...

Wyhl - Legende des Widerstands

Bereits im September 1972 formiert sich der Widerstand der Kaiserstühler Winzer gegen den geplanten Standort eines Atomkraftwerks bei Breisach. 560 landwirtschaftliche Fahrzeuge demonstrieren mit Transparenten und Sprüchen wie "Lieber heute aktiv, als morgen radioaktiv" und "Kein Ruhrgebiet am Oberrhein".

Im Oktober 1972 werden 65.000 Einsprüche gegen das geplante Atomkraftwerk bei Breisach im Landratsamt Freiburg hinterlegt.

Am 19. Juli 1973 wird durch den Rundfunk erstmals der neue Standort eines Atomkraftwerkes - Wyhl - bekannt. In Wyhl, Weisweil, Endingen und anderen Orten am nördlichen Kaiserstuhl bilden sich sehr schnell diverse Bürgerinitiativen. Umfassend informieren sich die betroffenen Bürger über Klimaveränderungen, vermehrte Nebelbildung, Grundwasserabsenkung, über Funktionsweise und Sicherheitsprobleme beim Betrieb von Atomkraftwerken.

Im April 1974 werden im Landratsamt Emmendingen 96.000 Unterschriften abgegeben. Es folgt ein spontaner Zusammenschluß deutscher und französischer Umweltschützer und die Gründung des Internationalen Komitees der 21 Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Noch im Juli findet eine gemeinsame Aktionen der Badisch-Elsässischen Bürger statt. Über 3000 Menschen kommen zum Sternmarsch zum geplanten Standort in Wyhl, über 4000 Menschen zum Demonstrationszug unter Glockengeläute gegen das Bleichemiewerk in Marckolsheim.

Februar 1975: Baubeginn in Wyhl. In letzter Verzweiflung stellen sich am 18. Februar Männer und Frauen mit ihren Kindern vor die Baumaschinen und bringen diese zum Stillstand, um ihre bedrohte Heimat zu schützen. Eine erste Räumung des Platzes durch die Polizei am 20. Februar mit Hundestaffeln und Wasserwerfern. Mit Panzerdraht wird das Gelände eingezäunt.

Nach einer Kundgebung am Sonntag, den 23. Februar 1975, an der laut polizeilichen Angaben 28.000 Menschen teilnehmen, überwinden Kundgebungsteilnehmer die Barrikaden mit bloßen Händen. Somit wird der Platz wieder besetzt und ist in den Händen der Bevölkerung.

Das Badenwerk reagiert mit Schadensersatzforderungen. Berufsbehinderungen, Stromabschaltungen, Telefonüberwachungen und Anzeigenkampagnen sollen die Bevölkerung einschüchtern.

Am 31. Januar 1976 kommt nach vier Verhandlungsrunden die "Offenburger Vereinbarung" der Bürgerinitiativen mit der Landesregierung Baden-Württemberg zustande, die mit großer Skepsis von den Bürgerinitiativen angenommen wird. Der Verlauf des Jahres 1976 wird vom ,,Burgfrieden" um Wyhl geprägt. Es werden neue beidseitig vereinbarte Gutachten erstellt, welche Ende des Jahres erörtert werden. Im Anschluß daran beginnt im Januar 1977 in Herbolzheim die Hauptverhandlung des Wyhl-Prozesses vor dem Freiburger Verwaltungsgericht. 10 Tage lang stehen 50 Pro-Gutachter und Kernenergiebetreiber sowie drei Kernenergiekritiker dem Gericht vor viel Publikum Rede und Antwort. Anfang April 1977 dann bescheidet das Gericht in Freiburg, daß der Atomkraftwerksbau wegen eines fehlenden Berstschutzes unzulässig sei.

Doch der Rechtsstreit geht in die nächste Instanz und am 30.03.1982 lässt das Oberverwaltungsgericht Mannheim den Baubeginn zu. Sofort beginnen wieder zahlreiche Demonstrationen und Platzbesetzungen. In diesen Tagen entwirft Hubert Hoffmann das inzwischen legendäre "Nai hämmer gsait" Plakat.

Im Jahr 1983: Gespräche der Ministerpräsidenten Lothar Späth mit den regionalen Politikern und dem Weinbau- und Bauernverband. 45.000 Einsprüche werden während einer Unterschriftensammlung gegen die sogenannte Baulinie 80 gesammelt, über 300 Widersprüche gegen das Wasserrechtsverfahren. Nach und nach verlieren Politik und Badenwerk die Lust am AKW Wyhl, am 30. August sagt Späth: "Der Zeitdruck für Wyhl ist weg". Erst 2021 verkaufte der Rechtsnachfolger der Badenwerk AG, die ENBW, das Gelände an die Gemeinde Wyhl zurück.

Diese Chronik ist natürlich stark verkürzt. Was hier nicht auftaucht, beispielsweise konspirative Treffen in San Francisco, die Gründung der "Volkshochschule Wyhler Wald" und die Protest- Fahrten in den Landtag nach Stuttgart gibt es im Film "s' Weschpenäscht" der Medienwerkstatt Freiburg und auf unserer ehemaligen Homepage: http://www.bund-rvso.de/wyhl-chronik.html

 

 

Der Kampf gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl ist Legende. Hier ein paar Bilder von damals.

Der Rhein, von der Kloake zum Badegewässer

Der Weckruf kam am 19. Juni 1969. Tausende Fischkadaver dümpelten am Ufer des Rheins unterhalb von Koblenz. Die Bevölkerung wurde davor gewarnt, sich auch nur die Hände im Rhein zu waschen. Was war geschehen? Unglaubliche Mengen des Insektengifts Thiodan waren in den Rhein gelangt. Wieviel genau und wer es in den Fluss eingeleitet hatte, wurde nie herausgefunden.

Doch auch ohne das Gift ist der Rhein, obgleich Trinkwasserquelle vieler Millionen Menschen, längst zur Kloake und weitaus schlimmer, zur Müllkippe der Industrie geworden. Schon Mitte der 1950er Jahre stellt ein Gutachten fest, dass im Rheinwasser an der deutsch- holländischen Grenze täglich knapp 30.000 Tonnen Chloride mitschwimmen. [1]

Auch die Region Südlicher Oberrhein mischt kräftig mit an der täglichen Giftbrühe. Zahlreiche Industrien entsorgen völlig legal ungeklärte Abwässer in den Rhein und seine Zuflüsse, ebenso die Gemeinden, denn Kläranlagen sind damals eher die Ausnahme als die Regel. Doch mit den Katastrophen ändert sich auch die Stimmung in der Bevölkerung.

1972 verlangen Aktive der Aktion Umweltschutz und des Schwarzwaldvereins ein Klärwerk für die Papierfabrik in Neustadt und die Beendigung der massiven Wasserverschmutzung der Wutach. Nach vielfältigen Aktionen wird endlich eine Kläranlage gebaut.

Erst 1982 wurde die Kläranlage Basel für die kommunalen Abwässer, die ARA Chemie für die industriellen Abwässer und die Verbrennungsanlage für die Klärschlämme der beiden Kläranlagen eingeweiht und in Betrieb genommen. [2]

1994 entdeckt Axel Mayer, damals Geschäftsführer des BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein, das Abwasserrohr der Usine Kaysersberg im Elsass, einer Papierfabrik, die als letzte im Oberrheingebiet noch ungeklärte Abwässer in den Rhein leitet. Ein Anschreiben an die Geschäftsleitung blieb unbeantwortet und folgenlos. Daraufhin startet der BUND gemeinsam mit der elsässischen Schwesterorganisation Alsace Nature eine Informationskampagne mit zahllosen Medienberichten, einer Ausstellung und Vorträgen. Da die Firma keine Angaben über die Zusammensetzung der Abwässer macht, nimmt der SWR eine Wasserprobe und lässt sie analysieren. Gefunden werden Schwermetalle und organische Halogene, weit über heutigen Grenzwerten. Nachdem der BUND und Alsace Nature den Präfekten über die Analyseergebnisse informieren, lässt dieser antworten: " ... informiere ich Sie, dass ich demnächst der Kaysersberg A.G. eine ergänzende Betriebsgenehmigung erteilen werde, mit dem Ziel das Abwasser zu klären." Die Kläranlage wird 1997 in Betrieb genommen. [2]

Inzwischen ist der Rhein deutlich sauberer geworden, selbst unterhalb der Chemiewerke im Großraum Basel kann gebadet werden. Und trotzdem, industrielle Einleitungen in den Rhein finden noch immer statt und gefährden das sich wieder erholende Ökosystem und die Trinkwassergewinnung:

Am Standort Fessenheim liebäugelt die französische Regierung mit der Errichtung einer Verschrottungsanlage für Atomkraftwerke. Dort sollen radioaktive Bauteile gereinigt, zerlegt und eingeschmolzen werden. Noch sind die Pläne vage, aber eine solche Anlage würde mit der Genehmigung errichtet, chemische Stoffe und radioaktive Substanzen in den Rhein zu leiten.

Sasbacher Sonnentage - Urmutter der Ökomessen

Im Sommer 1974 Jahren veranstalteten einige Aktive des damals frisch gegründeten Bund für Umwelt und Naturschutz die weltweit erste und größte Ausstellung zu alternativen Energien in Sasbach am Kaiserstuhl. Der Widerstand gegen das im Nachbardorf Wyhl geplante AKW war den Aktiven nicht genug, es galt auch die besseren Alternativen zur Atomenergie aufzuzeigen.

Werner Mildebrath (Solarpionier Sasbach), Erhard Schulz (BUND Mitbegründer) und Carola Bury waren mit vielen Anderen die treibenden Kräfte.

Das ganze Dorf Sasbach war mit allen Vereinen an der Ausgestaltung der ersten "Sonnentage" aktiv beteiligt. Unter den hohen Laubbäumen des Festplatzes war das Ganze ein großes Volksfest, zu dem über 12 000 BesucherInnen zu diesen ersten "Sonnentagen" nach Sasbach kamen.

Es war tatsächlich eine sehr kleine, weltgrößte Ausstellung und es ist unglaublich und faszinierend was sich in 30 Jahren aus diesen "Sonnentagen" entwickelt hat. Da gab es z.B. die großen Ökomessen des BUND, aus denen sich die Intersolar entwickelt hat. Eine Messe, für die zwischenzeitlich sogar das Freiburger Messegelände zu klein geworden ist. [3]

Buggingen - Grundwasserversalzung ohne Ende?

Im südbadischen Buggingen, einer kleinen Gemeinde zwischen Freiburg und Basel, wurde von 1922 bis 1973 Kalisalz abgebaut. Im Abraumhügel, im Volksmund "Kalimanscharo" genannt, befinden sich noch immer 200.000 bis 250.000 Tonnen Steinsalz. Von dort wäscht der Regen täglich bis zu 2,5 Tonnen Salz ins Grundwasser. Lange versuchte die Kali und Salz AG sich vor den Kosten der Sanierung zu drücken und diese der Allgemeinheit aufzulasten.

Um eine Bestrafung der Verantwortlichen zu erreichen und um das Verursacherprinzip durchzusetzen, hatte der BUND-Regionalverband schon im Dezember 1997 die Verantwortlichen für die Grundwasserversalzung angezeigt und damals die größte Razzia in der Geschichte des Freiburger Wirtschaftskontrolldienstes bei der Firma K+S ausgelöst. In einem Rechtsstreit mit dem Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald unterlag die K+S und eine Sanierungsuntersuchung wurde angeordnet. Seit dem Jahr 1997, also seit über zwei Jahrzehnten, verlangt der BUND, zunehmend ungeduldig, immer wieder eine schnelle, gründliche Abdeckung der Abraumhügel.

Heute, im April 2022, ist mit der Abdeckung immer noch nicht begonnen. Die international agierende K+S, die 2021 bei einem Umsatz von 3,2 Milliarden Euro einen Gewinn von einer knappen Milliarde (EBIT lt. Geschäftsbericht 2021) einfahren konnte, verschleppt und verzögert die Sanierung, die nach Schätzungen ungefähr ein Tausendstel des Jahresumsatzes kosten würde. Strafen muss sie offenbar auch nicht fürchten. Während Privatleute für den inzwischen verbotenen Einsatz von Streusalz bis zu 10.000 Euro Bußgeld bezahlen müssen, ist die gewerbliche Grundwasserversalzung offenbar für die Verursacher folgenlos. Nach mehrmaligem Nachhaken und Drängen des BUND soll nun Mitte 2023 mit den auf ca. 2 Jahre veranschlagten Sanierungsarbeiten begonnen werden.

Fridays for Future: Die Klimastreiks

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Am 20. August 2018 stellt sich ein junges Mädchen mit einem Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“) vor den schwedischen Reichstag in Stockholm und legt damit so ganz nebenbei den Grundstein für die größte internationale Klimaschutzbewegung, die die Welt jemals gesehen hatte. Zunächst vorwiegend Jugendliche, bald aber Menschen aller Generationen und Nationalitäten vernetzen sich und rufen zu Klimastreiks auf, gründen neue Gruppierungen und beginnen einen bis dahin unvorstellbaren Siegeszug der Klimaschutzbewegung.

 

Nicht dass wir untätig gewesen wären in den 30 Jahren zuvor, auch wir haben mit Informationen und Aktionen auf den drohenden Klimawandel hingewiesen, zum Beispiel mit der Aktion "Politiker verschlafen die Klimawende" in den späten 1990er Jahren, als wir uns - damals war ich noch bei Greenpeace - in Schlafsäcken auf den Freiburger Rathausplatz gelegt haben. Der Presse war es eine müde Lokalnachricht wert, das war's.

Heute unterstützen wir diese junge Bewegung "Fridays for Future" nach Kräften. Wenn am 27.09.2019 in Freiburg nach Angaben der "Badischen Zeitung" zwischen 20.000 und 30.000 Menschen zu einer Klimademo und Kundgebung zusammengekommen sind, haben wir mit unseren Aktionen in den 30 Jahren zuvor sicherlich auch dazu beigetragen, dass die Aufrufe zur Demo auf fruchtbaren Boden fielen und so im Vergleich zur Bevölkerungszahl anderer Städte in Deutschland deutlich überproportional viele Menschen mobilisiert werden konnten. Trotzdem: das große Lob geht an die Kinder und Jugendlichen, die für den Schulstreik Strafarbeiten, Nachsitzen und Schlimmeres riskiert haben. Dafür, dass sie damals angefangen haben, und dafür, dass sie bis heute durchhalten.

 

Trauerschnäpper- ein Projekt für mehr Artenvielfalt

Trauerschnäpper  (Viktor Wember)

Erfolge sind nicht immer so groß und sichtbar wie in Wyhl oder bei der Rheinverschmutzung. Manchmal sind sie eher unscheinbar - und doch großartig.

2021 haben wir ein Projekt gestartet, das die Vogelvielfalt im Teninger Wald bei Emmendingen erhöhen sollte. Der kleine Zugvogel Trauerschnäpper, dessen Name daher rührt, dass er schwarzweiß gefiedert ist und seine Beute im Flug aus der Luft schnappt, ist ein echter Klimawandelverlierer und eine bedrohte Art. Denn der Trauerschnäpper konkurriert mit vielen anderen Arten wie z.B. Meisen um die gleichen Nisthöhlen in alten Bäumen. In unseren aufgeräumten Wäldern stehen aber kaum noch alte knorrige Bäume mit Höhlen - der Wohnraum wird knapp. Meisen überwintern hier bei uns und beginnen wegen der warmen Winter immer früher im Jahr zu brüten, Trauerschnäpper machen den Termin ihrer Rückreise aus dem Süden aber von der Tag / Nacht-Dauer abhängig, und diese verschiebt sich ja nicht mit dem Klimawandel. Das Resultat: Wenn die Zugvögel hier ankommen, sind die besten Nistplätze schon belegt.

 

Eier in einem Vogelnest Nicht ausgebrütete Eier im Nest eines Trauerschnäpperpärchens. Das verlassene Nest wurde für das Bild auf den Boden gelegt, Trauerschnäpper brüten in Baumhöhlen oder Nistkästen.

Wir haben daraufhin begonnen, in einem Waldstück bei Emmendingen ein Überangebot von Nistkästen aufzuhängen. Auf engem Raum, denn Meisen bekämpfen andere Meisen der gleichen Art in direkter Umgebung. Auf diese Weise konnten wir die Trauerschnäpperpopulation von zwei verbliebenen Paaren zu Beginn des Projekts auf mittlerweile 18 nachgewiesene Paare im Jahr 2024 steigern. Jedes Frühjahr besuchen wir den Wald, untersuchen die Nistkästen und zählen die Trauerschnäppernester, die sich von Meisennestern deutlich erkennbar unterscheiden.

Doch warum unterstützen wir ausgerechnet den Trauerschnäpper? Lohnt sich der Aufwand für eine einzige Art überhaupt?

Als Zugvögel kommen Trauerschnäpper bei der Suche nach Nistmöglichkeiten in vielen Fällen erst ganz zum Schluss. Man kann daher davon ausgehen, dass wenn diese Art Nistmöglichkeiten findet, zuvor schon viele andere Arten zum Zuge gekommen sind.

Wir hoffen, dass durch die größere Artenvielfalt der Wald resistenter gegen Schädlinge wird.

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