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Und was ist mit den kleinen, niedlichen SMR?

Dinosaurier im Tütü...

Bauzeiten und Baukosten der großen Reaktoren explodieren geradezu. Von allen 17 Reaktoren, die zwischen 2019 und 2021 ans Netz gingen, waren nur zwei im Zeitplan, 15 waren jahrelang verzögert. https://www.worldnuclearreport.org/

Richten soll das nun ein neues Konzept, nämlich, die Reaktoren so klein zu bauen, dass sie in Fabriken hergestellt werden können und dann am Einsatzort nur noch zusammengebaut werden müssen, Reaktoren "von der Stange" in etwa...

Die technischen Konzepte sind nicht besonders innovativ, im Prinzip basieren alle auf den bekannten Reaktorkonzepten mit ein paar technischen Verbesserungen.

Aber all diese Kleinstreaktoren haben das gleiche Problem: die Kosten.

Normalerweise ist es billiger, eine große Maschine zu bauen als viele kleine. Hier aber verspricht man sich von der Serienfertigung positive Preiseffekte durch kürzere Bauzeiten und Standardisierungen.

Nach einer Definition der IAEA können SMR bis zu 300MW Strom liefern, die aktuell großen Reaktoren haben ca. 1000 bis 1600 MW. Um die gleiche Strommenge zu liefern wie die großen Reaktoren, wäre also in etwa die fünffache Anzahl SMR nötig.

Das Öko Institut hat im Auftrag der Bundesregierung berechnet, welche Kosteneffekte die Serienfertigung hätte und ab welcher Stückzahl sich das lohnen würde. (Hier der Link) Im Ergebnis kam das Institut auf ca. 3000 Stück, die gebaut werden müssten, um günstiger zu sein als große Reaktoren. Und zwar 3000 baugleiche. Und genau da liegt eins der Probleme: Kein Land der Welt braucht so viele SMR.

Frankreich hat jetzt 56 Reaktoren, die etwa 70% des Stroms liefern (würden, wenn sie alle liefen). Würde man diese komplett durch die fünffache Anzahl an SMR ersetzen, käme man selbst bei der Annahme, dass der Strombedarf steigt, auf 300 bis 500 Stück, also gerade ein Bruchteil der Menge, die produziert werden müsste, um wirtschaftlich zu sein. Bedeutet: 80 - 90 Prozent der gebauten SMR müssten exportiert werden. Aber wohin?

Auch in England, USA, Kanada, China, Indien, Russland und Südkorea sind Firmen an der Entwicklung dieser SMR, in manchen Ländern wie USA und Kanada sogar mehrere. Grob berechnet - die Leistungsdaten sind ja noch völlig unklar - wäre der derzeitige Atomstromanteil der ganzen Welt mit der Serienfertigung von 1.000 bis 10.000 SMR gedeckt, das heisst, die Produktion von einer bis drei dieser Firmen würde ausreichen. Allein Terrapower in den USA, ein von Bill Gates unterstütztes Start Up, verfolgt drei verschiedene SMR Konzepte, Terrapower alleine müsste also für den kompletten aktuellen Atomstrom- Weltmarkt  SMR bauen, um wirtschaftlich zu sein. Alle anderen Firmen würden dann unterhalb der Grenze zur Wirtschftlichkeit produzieren.

Es gibt nun zwei denkbare Szenarien:

1. Alle Firmen produzieren SMR und sind dabei deutlich teurer als versprochen, weil die Produktionszahlen für den Skaleneffekt nicht ausreichen.

2. Ein bis drei der Firmen schaffen den Sprung zur Wirtschaftlichkeit, all die Milliardeninvestitionen in die anderen Firmen sind verloren.

Aber egal, welches der Szenarien Realität wird, es wird in jedem Szenario Preis- und Anbieterkämpfe geben, man wird um Märkte streiten und auch nicht vor der Lieferung in Länder zurückschrecken, deren Regierungen politisch instabil sind. Die Vorstellung, dass den Taliban oder dem IS Atomkraftwerke in die Hände fallen oder dass Atomkraftwerke als Kriegsziele betrachtet werden ist grauenhaft. Das kann die Weltgemeinschaft nicht wirklich wollen, sie fördert aber genau dieses durch Milliardeninvestitionen und nicht zuletzt auch durch die EU Taxonomieverordnung, die Investitionen in Atomenergie als "nachhaltig" definiert.

Anti-AKW Demoerinnerung des Tages:

Demo in Wackersdorf März 1989 WAA_Mrz_1989_1_Kasa_Fue_via_Wikimedia_Commons.jpg

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