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Der Klimawandel: Gründe, Folgen und was wir dagegen tun können

Der Klimawandel

Wir kämpfen um eine maximale Temperaturerhöhung um 1,5 Grad Celsius. Aber warum? Ist es wirklich so schlimm, wenn's im Sommer 1-2 Grad wärmer ist? Und ist es nicht sogar schön, wenn der Winter nicht so kalt wird?

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Seltsame Mathematik: 1+1=5

Was uns die Wissenschaft hier vorrechnet, würde Kindern in der Grundschule als mathematisches Totalversagen vorgeworfen. Und doch stimmt die Rechnung 1+1=5.

Gemeint ist hier: Seit vorindustriellen Zeiten hat die Menschheit so viele Treibhausgase verursacht, dass die mittlere Temperatur der Erde 2020 um ein Grad Celsius erhöht wurde. Angenommen, wir produzieren nochmal genausoviele Treibhausgase, könnte man ja erwarten, dadurch einen weiteren Temperaturanstieg um ein Grad Celsius zu verursachen. Aber das Klimasystem ist komplizierter als einfache Grundschulmathematik, denn das Klima kennt Kippelemente und Rückkopplungen.

Als Kippelement bezeichnet man einen Effekt, durch den ab einer bestimmten Schwelle ein nicht umkehrbarer Prozess beginnt. Ab einer Temperaturerhöhung von über 1,5 Grad Celsius können wir nicht mehr ausschließen, dass Kipp-Punkte erreicht werden, die selbstverstärkende Effekte, sogenannte "positive Rückkopplungen" auslösen. Je näher wir der 2 Grad Marke kommen, desto wahrscheinlicher ist es, ab 2 Grad gilt es als sicher, dass eine Erderwärmung um 5 Grad nicht mehr aufgehalten werden kann. [1]

Folglich gilt hier: 1+1=5

Kipp-Elemente

Die Wissenschaft kennt viele Auswirkungen des Klimawandels, die - einmal in Gang gebracht - nicht mehr rückgängig gemacht werden können, sogenannte Kippelemente. Viele Kippelemente sind Effekte mit positiver Rückkopplung, daher werden Kippelemente und Rückkopplungen oft vermischt. Der Unterschied: Wie der Name sagt, haben Kippelemente einen Schwellenwert, sie kommen erst dann so richtig in Fahrt, wenn dieser überschritten ist. Und nicht jedes Kippelement hat eine treibhausverstärkende Wirkung.

Rückkopplungen

Spiegeleffekt von Eis und Schnee

Eis und Schnee können das Sonnenlicht besser in den Weltraum zurückspiegeln als der Erdboden oder die Wasseroberfläche des Meeres. Daher führt eine durch den Temperaturanstieg ausgelöste Eisschmelze zu noch mehr Temperaturanstieg. Diese positive Rückkopplung wird die Eis-Albedo Rückkopplung genannt.

Wasserdampf

Wasserdampf ist das wichtigste Treibhausgas, ungefähr 2/3 des natürlichen Treibhauseffekts wird durch Wasserdampf verursacht. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde um 33°C kälter. Beim Wasserdampf wirken zwei gegenläufige Effekte: Zum einen kann wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen als kältere Luft, das ist eine positive Rückkopplung, denn mehr Wasserdampf führt zu mehr Treibhauswirkung und das wiederum zu wärmerer Luft - und dadurch zu noch mehr Wasserdampf. Zum anderen führt aber eine Erwärmung der Meere auch zu vermehrter Wolkenbildung. Wolken wirken der globalen Erwärmung entgegen, da Wolken das Sonnenlicht reflektieren bevor es zur Erde gelangt. Dies ist eine negative Rückkopplung.

Methan im Boden

Methan ist ein natürlich vorkommendes Gas, das hauptsächlich durch Verwesungsprozesse gebildet wird. Ein Kilogramm Methan trägt etwa 33-mal mehr zur globalen Erwärmung bei als ein Kilogramm CO2. Viel Methan ist im dauerhaft gefrorenen Boden, dem "Permafrostboden" gespeichert. Wenn der Boden auftaut, wird das Gas freigesetzt, wodurch sich die Temperatur erhöht und noch mehr Boden auftaut. [3] Gleichzeitig beginnen Bakterien, die aufgetauten Pflanzenmaterialien zu zersetzen und produzieren noch mehr Methan.

Methan am Meeresboden

Methanhydrat ist gebundenes Methan am Meeresboden. Dieses wird durch den Anstieg der Wassertemperatur instabil und steigt in Form von Gas in die Atmosphäre auf - und wirkt dort als Treibhausgas. [3]

Wasserlöslichkeit von Treibhausgasen

Auch eine positive Rückkopplung: Bisher hat das Meerwasser einen Großteil der CO2 Emissionen der Menschheit aufgenommen. Aber da warmes Wasser weniger Gase speichern kann als kaltes Wasser, wird das CO2 wieder freigesetzt wenn sich das Meer erwärmt - und sorgt für noch mehr Treibhauswirkung.

Eine warme Erde strahlt mehr Wärme ab

Eine warme Erde strahlt mehr Wärme ab. Einer der stärksten ausgleichenden Effekte beruht darauf, dass die Erde mehr Energie ins Weltall abstrahlt wenn sie sich erwärmt. Dies ist eine negative Rückkopplung, die unser Klima stabilisiert.

Besseres Pflanzenwachstum durch Temperaturerhöhung

Je höher die Temperatur, desto besser das Pflanzenwachstum. In einer feuchtwarmen Welt gedeihen die Pflanzen besser und entziehen der Atmosphäre CO2. Gleichzeitig entsteht durch die Verdunstung Kälte, die bei der Kondensation - also dort, wo aus Wasserdampf wieder Wasser wird, wieder in Wärme verwandelt wird, es entsteht also ein Wärmetransport von der Erdoberfläche, da wo die Pflanzen das Wasser verdunsten, in höhere Luftschichten. Von dort aus kann die Wärme direkter in den Weltraum abgestrahlt werden, denn sie muss nicht so viele Luftschichten durchdringen. Eine negative Rückkopplung, die aber gegen die positive Rückkopplung durch Wasserdampf (s.o. ) konkurriert. Gleichzeitig kommt es aber zu gegenläufigen Entwicklungen: Dürresommer und Überschwemmungen hemmen das Pflanzenwachstum.

Folgen des Klimawandels

Meeresspiegelanstieg

Eine der offensichtlichsten Folgen ist der Anstieg der Meeresspiegel. An den Polen und als Schnee, Eis und Gletscher existiert so viel Landeis, dass, wenn alles schmilzt, der Meeresspiegel um 65 Meter ansteigen würde. Städte wie Hamburg oder Bremen wären nicht zu retten, Bonn und Hannover könnten Seehäfen bekommen. Immerhin, der neue Hauptstadtflughafen BER in Berlin hätte definitiv keine Brandschutzprobleme mehr. Weltweit müsste man fast eine Milliarde Menschen umsiedeln, kleine Inselstaaten in der Karibik, Bangladesh, Gambia, das Amazonasbecken, über die Hälfte des Senegal und fast die komplette Niederlande würden im Meer versinken.

Glücklicherweise geschieht der Meeresspiegelanstieg im Moment noch langsam, etwa einen Zentimeter pro zwei bis drei Jahre steigt das Wasser, aber die Wissenschaftler rechnen damit, dass sich der Anstieg beschleunigt, deutlich über 2 Meter könnte der Meeresspiegel noch in diesem Jahrhundert ansteigen. [5]

Der britische IT- Spezialist Alex Tingle hat eine interaktive Weltkarte erstellt, auf der - je nach Anstieg des Meeresspiegels - die Küstenlinie dargestellt wird. Hier nur ein Beispielbild mit dem Link zu seiner Karte:

Artensterben

Bereits jetzt hat der Klimawandel Klimazonen verschoben, wodurch sehr spezialisierte Arten ihren Lebensraum verlieren, andere allerdings profitieren. Die Auswirkungen sind vielfältig, weil aber viele Arten - sowohl Pflanzen als auch Tierarten - von der Anwesenheit anderer Arten abhängen, sind die Effekte zumeist negativ.

 

Wetterextreme

Hochwasser und Dürren, Extremhagel und Waldbrände - katastrophale Auswirkungen des Klimawandels sehen wir überall und immer öfter. Problematisch ist, dass die Wissenschaftler zwar mit Sicherheit sagen können, dass die Häufigkeit und auch die Intensität - also wie stark das Wetterextrem vom "Normal" abweicht - zunehmen werden, aber nicht jedes Extrem direkt auf den Klimawandel zurückführen können. So können Menschen, die vom Ist- Zustand profitieren, immer wieder in Zweifel ziehen, dass ein Schaden menschengemacht ist, bis hin zur Leugnung eines vom Menschen verursachten Klimawandels überhaupt.

Forst- und Landwirtschaft

Besonders unter der Dürre leiden unsere Wälder. Weil die Grundwasserpegel sinken, können Bäume weniger Wasser aus dem Boden ziehen, dadurch sinkt die Harzproduktion. Bäume brauchen Harz, um Feinde wie den Borkenkäfer zu bekämpfen und um Pilze am Eindringen durch beschädigte Stellen zu hindern. Auch die Landwirtschaft leidet unter Wetterextremen. In Dürresommern vertrocknen die Pflanzen, Stürme drücken Getreidefelder flach, Starkregen oder Hagel vernichtet Obst und Weinbaukulturen.

Wieviel Zeit bleibt uns?

Die Frage sollte eher lauten: Wieviele Treibhausgase dürfen wir noch produzieren. Denn je früher wir damit beginnen, unser Leben massiv zu verändern, desto länger haben wir Zeit für die Umstellungen. Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change hat eine Grafik erstellt, anhand derer wir ablesen können, wie lange es dauert, bis die 2 Grad bzw. 1,5 Grad Grenze erreicht ist. (Im Bild auf 1,5C scenario klicken)

Was können wir tun?

Das Leben, so wie wir es heute kennen, wird sich verändern. Entweder, weil wir es aktiv ändern, oder weil uns der Klimawandel Änderungen aufzwingt. Keine Frage, die wirkungsvollsten Mittel haben Politik und Industrie. Aber beide reagieren nur, wenn wir, die Menschen, das mehrheitlich einfordern. Und das können wir tun, an der Ladenkasse, auf der Straße und durch Beteiligung an der politischen Meinungsbildung.

 

Kohleausstieg privat

Wer zu einem Stromversorger mit 100% regenerativem Stromangebot wechselt vollzieht den eigenen privaten Kohleausstieg zuhause.

Regional einkaufen

Regional produzierte Waren einzukaufen spart Transportwege und unterstützt die heimische Wirtschaft, biologisch erzeugte Produkte haben in der Regel einen kleineren CO2 Fußabdruck als konventionell erzeugte Produkte, sind vorteilhaft für den Artenschutz und für die Gesundheit.

Bioläden und Unverpacktläden sind grundsätzlich eine gute Wahl. Doch vieles, was hier angeboten wird, stammt nicht aus regionaler Produktion, zumal der Begriff "regional" nicht geschützt ist. Sicherer sind Sie auf Bauernmärkten, auf dem Markt haben Sie den direktesten Kontakt zum Verkäufer. Fragen Sie nach, wenn nicht gerade Stress ist, geben diese gerne Auskünfte über die Herkunft ihrer Angebote.

Es muss auch nicht immer Bio sein. Gerade kleine landwirtschaftliche Betriebe scheuen den Verwaltungsaufwand und die Kosten, die die Bio- Zertifizierung mit sich bringt, trotzdem sind die Methoden oft genauso "bio" wie beim zertifizierten Hof. Auch hier gilt: Sprechen Sie mit den Erzeugern und lassen Sie sich die Anbaumethoden erklären.

Wo heute Bauernmärkte in Baden-Württemberg, im Elsass und in der Nordwestschweiz stattfinden sehen Sie auf dieser interaktiven Landkarte.

Weniger ist manchmal mehr

Nur das kaufen, was man wirklich braucht - spart nicht nur CO2, sondern auch Geld, das man dann wieder für qualtiativ hochwertigere Produkte einsetzen kann. Beendet die "Geiz ist geil" Spirale!

Forderungen an Politik und Wirtschaft:

  • Mit klaren Regeln aus Kohle, Öl und Gas aussteigen: Durch einen Kohleausstieg bis spätestens 2030, das sofortige Verbot neuer Ölheizungen und den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor.
  • Den Geldhahn für Öl, Gas und Kohle zudrehen, indem klimaschädliche Subventionen wie die steuerliche Begünstigung von Diesel und Kerosin gestrichen werden und die Förderung neuer Gasinfrastruktur beendet wird.
  • 100 Prozent auf Erneuerbare setzen. Die Hürden, die den naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien derzeit ausbremsen, müssen fallen.
  • Zum Klimaschutz gehört die Verkehrs- und Agrarwende. Es braucht mehr Raum für öffentlichen Verkehr, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen und ein Moratorium für den Aus- und Neubau von Straßen und Flughäfen.
  • Ein CO2-Preis muss jetzt wirken und darf nicht durch einen Emissionshandel auf Jahre verzögert werden. Es braucht deshalb bei Wärme und Verkehr ab 2020 einen CO2-Preis von mindestens 50 Euro die Tonne, der bis 2030 auf 180 Euro steigt.
  • Klimaschutz braucht Verbindlichkeit: Das angekündigte Klimaschutzgesetz muss jährlich Klimaziele für alle Wirtschaftssektoren sicher festlegen. Werden sie verfehlt, müssen Klimaschutzmaßnahmen schärfer werden.

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