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EU-Emissionshandel

Mit dem Emissionshandel (auch Zertifikatehandel genannt) will die EU einen Weg finden, die Treibhausgasemissionen zu verringern und gleichzeitig die Wirtschaftsleistung möglichst wenig zu schwächen. Seit dem ersten Januar 2005 müssen die meisten Anlagen der Energiewirtschaft und der energieintensiven Industrie (diese sind für 40% der gesamten ⁠ Treibhausgas⁠-Emissionen in Europa verantwortlich) für jede Tonne ausgestoßenem CO2-Äquivalent ein Zertifikat vorweisen können. [1]

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Wie genau funktioniert der Zertifikatehandel?

Grundlegend funktioniert der EU-ETS nach dem „Cap & Trade“ Prinzip. Eine Obergrenze (Cap) legt fest, wie viele Treibhausgas-Emissionen von den emissionshandelspflichtigen Anlagen insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Die Unternehmen können anschließend mit den Zertifikaten handeln (Trade). Wenn sie Z.B. Treibhausgase einsparen, also weniger ausstoßen, können sie die Zertifikate an Unternehmen verkaufen, welche mehr Treibhausgase ausstoßen als sie Zertifikate haben. Dadurch wird automatisch an jenem Ort CO2 eingespart, an dem die wirtschaftlichen Schäden am geringsten sind bzw. der „Umbau“ sogar langfristig rentabel ist. Die zu verteilende Zertifikatemenge wird nun von Jahr zu Jahr reduziert und somit der Druck bzw. der Anreiz für klimafreundliche Innovationen erhöht. [3]

 

Ein Beispiel

Angenommen, ein Kohlekraftwerk und eine Erdölraffinerie haben bisher jeweils 10 Tonnen CO2-Äq. pro Jahr ausgestoßen. Beide erhalten aber nur Zertifikate im Wert von 9 t CO2-Äq., damit insgesamt die Emissionen reduziert werden. Die Erdölraffinerie schafft es durch ein neues entwickeltes Verfahren in diesem Jahr nur 8 t CO2-Äq. auszustoßen. Das Kohlekraftwerk hingegen wird weiterhin 10 t CO2-Äq. ausstoßen. Nun kann die Erdölraffinerie dem Kohlekraftwerk Zertifikate im Wert von 1 t CO2-Äq. verkaufen. Man sieht also auch an diesem Beispiel, dass dort Treibhausgase eingespart werden wo es am „einfachsten“ ist. [2]

Was gibt es noch zu verbessern?

Bis jetzt wurde die Obergrenze jährlich nur um 1,7% (ab diesem Jahr (2021) jährlich um 2,2%) [1] was auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 [4] zu wenig ist. Gleichzeitig machen die vom Zertifikatehandel betroffenen Industrien nur 40%  der gesamten europäischen Emissionen aus. So ist z.B. der Transportsektor, welcher für 24,2% der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, nicht betroffen. Des Weiteren steht der „richtige“ Preis pro Tonne ausgestoßenem CO2-Äq. oft in der Diskussion und wird von Klimaschützern als viel zu niedrig deklariert. Zertifikate im Wert von 1t CO2-Äq. 2008 lag der Preis bei knapp 30€, sank dann aber auf unter 10€ pro Tonne. Zwischen 2011 und 2017 bewegte sich der Kurs zwischen 5€ und 10€! [1] Dafür verantwortlich war vor allem die zu große Menge an „Gratis-Zertifikaten“, die der Industrie zugeteilt wurde. [6] Ab 2017 gab es einen teilweise exponentiellen Anstieg zu beobachten, der den Kurs auf einen Höchstwert von 74€ im November 2021 hievte. [5]
In einer veröffentlichten Kostenschätzung von 2018 geht das Umweltbundesamt von Schäden von rund 180€ pro Tonne CO2 aus. Das bedeutet, die aktuelle Preissteigerung ist nur so lange schön anzusehen, bis man den Vergleich zu den realen Schadenskosten zieht.
Als letzten noch ausbaufähigen Kritikpunkt sind die Emissionsminderungsgutschriften zu nennen. Unternehmen können Projekte im Ausland zur Reduzierung von Emissionen durchführen und sich auf die eigene Klimabilanz gutschreiben lassen. Diese Emissionsminderungsgutschriften wurden einerseits in übermäßiger Menge und ohne wirkliche Kontrolle genehmigt, andererseits haben manche Unternehmen dieses System für kleinere und größere Betrügereien genutzt. [7]

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