BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
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Der AK Botanik im BUND RVSO – ein „innovatives Format“

(Rückblick nach der ersten Saison)

Die Idee dazu kam in einem Straßengraben: Ich hatte mich dort niedergelassen, um einer mir noch nicht bekannten Pflanze ihre Identität zu entlocken. Als ich noch im „Rothmaler“ blätterte, hupte ein vorbeifahrender Autofahrer. Später hielt einer an – ob ich ein Problem hätte?
Das Erlebnis war nicht gerade angenehm und der Artenkenntnis nicht zuträglich. Ich erinnerte mich an Exkursionen mit einem Freund beim NABU Heidelberg, der dort seit vielen Jahren einen Botanischen Arbeitskreis leitet – in klassischer Manier: Ein Grüppchen Interessierter trifft sich wöchentlich, und der „Meister“ erklärt die Pflanzen.
So entstand – zunächst im Kopf – die Vision eines AK Botanik, der ohne „Meister“ funktioniert, und der den vielen Angeboten botanisch-naturkundlich ausgerichteter Exkursionen, die es ja im Raum Freiburg durchaus gibt, keine Konkurrenz macht. Wenn fünf oder zehn Wissbegierige sich mit ihren Bestimmungsbüchern über die Pflanze im Straßengraben beugen, dann denkt der Vorbeifahrende nicht an einen psychiatrischen Notfall, sondern an eine Expertengruppe.

Nach Rücksprache mit Geschäftsführer und Vorstand habe ich diese Idee einer „Selbsthilfegruppe für botanische Artenkenntnis“ über die Kanäle des BUND RV Südlicher Oberrhein verbreitet, und siehe da, es meldeten sich Menschen für diesen Arbeitskreis an! Offenbar war ich mit meinem Problem nicht allein.
Im Februar 2018 trafen sich 24 (!) Interessierte in der Ökostation: Es wurden Vorschläge gemacht für Exkursionsziele, und es wurde abgestimmt, zu welchem Zeitpunkt und wie oft wir uns treffen wollten. Die Ziele mussten nicht spektakulär sein, im Prinzip könnte man an jeder beliebigen Haltestelle in der Peripherie des Freiburger Verkehrsverbundes losziehen. Und wir wollten uns wöchentlich treffen – wer kann, der kommt, wer gerade was anderes vorhat, kommt nächstes Mal wieder. Ganz formlos.

Die erste Exkursion, bei der noch ein „Meister“ dabei war (zur Sicherheit – ich hatte ja keine Ahnung, wie sich die Leute anstellen würden), wurde ganz gut angenommen, bei der zweiten waren sogar 15 Interessierte am Treffpunkt. Mein mail-Verteiler, über den ich die Exkursionen ankündige und die Protokolle verschicke, war mittlerweile auf weit über 30 Adressen angewachsen.

Im Laufe der Vegetationsperiode wurden die Teilnehmerzahlen kleiner, es gab auch mal „tres faciunt collegium“, d.h. auch drei sind eine Gruppe – aber im Schnitt pendelte sich das auf 5-12 Personen ein - ideal, um effizient zu sein.
Eines der Highlights, sogar mit nachfolgendem Pressetermin, war unsere Exkursion zur „Pflasterfugen- flora“ im Stadtteil Vauban.

Jetzt, 17 Exkursionen und Protokolle nach der Auftaktveranstaltung, kommen immer noch neue Interessenten dazu, andere verabschieden sich – die Liste hat sich bei knapp 50 Adressen eingependelt. Die einigermaßen regelmäßig zu den Exkursionen kommen, bilden mittlerweile eine Art „harten Kern“ von 12 – 15 Leuten. Genau diese haben sich jetzt im Oktober 2018 wieder in der Ökostation getroffen und einhellig beschlossen: Wir machen weiter!

Dr. Henner Wenzel

(mittlerweile) Vorstand RVSO

Nachtrag im Frühjahr 2019:  Der Verteiler umfasst mittlerweile 72 Adressen !

Nachtrag nach 2 Coronajahren im Winter 2021/22: Wir sind über 130 und haben nach mehr als 50 Exkursionen immer noch Lust auf Botanik!

Organisation und Kommunikation

Der AK Botanik ist ein freier und lockerer Zusammenschluss von Menschen, die sich für Botanik und Vegetationskunde interessieren, und die ihre Artenkenntnis ausbauen und trainieren wollen. Jede und jeder, die/der sich für diese Themen interessiert, kann sich in den Mail-Verteiler eintragen und jederzeit auch wieder austragen lassen, um über Exkursionsziele informiert zu werden und die entsprechenden Protokolle zu erhalten.
Der „Verwalter“ der Verteilerliste ist unter   henner.wenzel(at)bund.net   zu erreichen.

In der Regel treffen wir uns immer am Freitag um 17:00 Uhr, bei weiter entfernten Zielen oder absehbar längerer Dauer auch mal am Samstag um 14:00 oder 14:30 Uhr. Im Frühjahr und Herbst, wenn es nicht so lange hell ist, fangen wir auch am Freitag schon mal früher an (16:00 oder 16:30).
Die meisten Ziele sind so gewählt, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt hinkommt, oder es organisieren sich Fahrgemeinschaften - z.B. zu den Rouffacher Hügeln im Elsass ab dem Breisacher Bahnhof.

Zur Bestimmung der meist wenigen Arten, die nicht irgendeine/r der Anwesenden sicher erkennt, benutzen wir neben dem „Rothmaler“ im Wesentlichen die „Flora vegetativa“ aus der Schweiz und via Handy die geniale Website „Flora-de.de“ bzw. unter ihrem alten Namen: „blumeninschwaben.de“. Meist schreiben mehrere TeilnehmerInnen die Arten mit, die gefunden wurden, und jemand aus dem „harten Kern“ des AK Botanik (wo auch die Ziele und Zeiten organisiert werden) stellt dann ein Protokoll mit kurzen Steckbriefen der gefundenen Arten sowie z.T. pflanzensoziologischen Angaben zu den besuchten Biotoptypen zusammen, das dann - i.d.R. mit der Einladung zur nächsten Exkursion - an alle im Mailverteiler versandt wird.

Aus den kurzen Artensteckbriefen der Protokolle ist mittlerweile - wir haben schon weit über 50 Exkursionen hinter uns! - eine umfangreiche Sammlung entstanden, die zurzeit über die homepage des BUND RVSO zugänglich gemacht wird, und die cloudbasiert aktuell gehalten werden kann. Auf derselben Seite (www.bund-rso.de) werden auch die bisherigen Protokolle verfügbar gemacht.

Mit den Artbeschreibungen und den Fotos auf „blumeninschwaben.de“ kann und will diese Steckbriefsammlung nicht konkurrieren, wenn sie auch in vielen Fällen differentialdiagnostische Merkmale aus „BiS“ verwendet. In den Steckbriefen geht es insbesondere darum, die Merkmale herauszustellen, anhand derer sich nahe verwandte und leicht zu verwechselnde Arten gut unterscheiden lassen.
Ein zweiter Schwerpunkt dieser Sammlung, v.a. auf Ebene der Gattungen und Familien, soll vor allem für Leute, die die Botanik vor Jahrzehnten kennengelernt haben, die Einordnung altgewohnter Gruppen in die neue, molekulargenetisch ausgerichtete Systematik werden. Hier ist ja immer noch Vieles im Fluss, andererseits ist es immer wieder erstaunlich, wie „gut“ (im Sinne der Einordnung in monophyle-tische Taxa) die Altvorderen nach rein morphologischen Kriterien ihre Systematik aufgestellt haben.
Nur ganz wenige der alten Taxa (z.B. die Rachenblütler) wurden durch die Molekulargenetik wirklich „pulverisiert“.

Im Winter versuchen wir, wenn sich etwas anbietet, die Stimmung durch ein „Winterprogramm“ zu heben. Bisher hatten wir praktische Übungen zur Pflanzenanatomie, Vorträge zu Themen aus Taxonomie und Systematik, oder im letzten Jahr teils abendfüllende Vorträge über die Orchideen (auch online). Ebenfalls im Winter kann man sich aber auch an den Vorträgen des BLNN (Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz) fachlich erfrischen - dort geht es nicht nur, aber oft doch um Botanik.

Parallel zu unseren Exkursionen mit Schwerpunkt Artenkenntnis bietet der BLNN mit seinem „Botanischen Exkursionskreis Südbaden (BEKS)“ im Sommerhalbjahr mehr vegetationskundlich-landschaftsökologisch orientierte Exkursionen an. Wir versuchen hier immer, Terminüberschneidungen zu vermeiden.

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